Nr. 4

Ficken für PUNKFOTO - 0 Euro

aus »Reflux«, 2018

Es war wieder so weit, die Talsohle erreicht. Nach wochenlanger Tipperei war mir die Luft ausgegangen. Ich hatte tagelang dagesessen und konnte mich zu nichts aufraffen, so leer war ich. Niemand rief an, niemand besuchte mich. Meistens redete ich mit mir selbst, am liebsten vor dem Spiegel.

»Gib’s zu, kein Hahn kräht nach dir!«, sagte ich und blickte über die Schulter nach hinten, um sicherzugehen, daß mich niemand belauschte oder beobachtete. Die NSA, Berger, David, irgendwer. Weil ich nichts Verdächtiges entdeckte, wandte ich mich wieder dem Spiegel zu und versuchte mich am diabolischen Grinsen des Jokers. Das tat ich oft, weil ich mich in Batmans größtem Feind wiederzuerkennen glaubte.

»Ihr armseligen, berechenbaren Kreaturen, ich ficke euch alle – HAHAHAHA!«

Ok, ich taugte zur Comic-Figur, so viel war sicher. Aber auch alle anderen Fakten lagen unübersehbar auf dem Tisch: Mit 56 war für mich nichts mehr zu reißen, der Straßenpunk mutiert zum Sesselfurzer, der sich mit einer alten Schreibmaschine die Zeit vertrieb, aber nie und nimmer irgendwen fickte.

Ich mochte meine Eindrücke zum G20-Krawall ins Internet pusten und davon phantasieren, mit einem neuen Hackfleisch-Fanzine Essentielles zur Menschheitskultur beizutragen – aber ganz gleich, ob ich irgendwas tat oder nicht tat, es ging den Leuten am Arsch vorbei. Das Rausschicken meines Newsletters konnte ich mir schenken, die landeten längst zum großen Teil im Spam-Ordner oder wurden ungelesen gelöscht. Auch bei Facebook und Twitter hatte man nur noch gelangweilt oder genervt gelächelt, wenn ich irgendwelche brandheißen Gedanken und Vorhaben mit viel Tamtam in die Welt blies. Deshalb hatte ich den Scheiß ja runtergefahren. Ich tat mir leid.

Da sich meine angebliche »Berühmtheit« als »Punk-Urgestein« mehr und mehr als Witz erwies, lief alles darauf hinaus, daß ich mein restliches Leben allein in der Bude verbringen würde.

Nicht mal Programmierjobs konnte ich noch an Land ziehen. Ich saß nicht mehr von früh bis spät an der Kiste und frickelte für Agenturen und IT-Unternehmen an wichtigtuerischen Webseiten, auf denen hippe Firmen ihren Tand verkauften. Viel Kohle war dabei nie hängengeblieben, die dicken Wagen fuhren andere.

Ich war nun Hartz-IV-»Kunde« im Jobcenter, wo man mir verklickert hatte, daß für mich auf dem Arbeitsmarkt wenig zu holen war. »Zu alt, ein wirrer Lebenslauf und dazu noch überqualifiziert«, hatte mich der Arbeitsberater auseinandergenommen. »So einen stellt kaum einer ein, weder für ’nen Billigjob noch als Leistungsträger.«

Als Held von Gestern suchte ich stattdessen weiter nach Chancen, die Welt von Heute zu erschüttern. Aber mir fiel schon längst nichts mehr ein.

Immerhin saß ich auf einem gigantischen Online-Archiv historischer Punk-Fotos, die an bessere Tage erinnerten. Ein Schatz, genannt PUNKFOTO, wie sonst? Darauf konnte ich mir was einbilden – was ich immer genau dann tat, wenn keine Tiefkühlpizza im Eisfach lag oder ich die leergefressene Mini-Bar nicht mit Schokolade, Gummibärchen oder Chips nachgefüllt hatte.

Leute jenseits des Internets kennenlernen, mit denen was Neues, Heißes zu reißen war? Vorbei. Ich mußte etwas tun, damit das ganze nicht in einer Katastrophe endete, auch in finanzieller Hinsicht.

Immerhin, Weihnachten stand vor der Tür, und ich wußte, daß viele unter ihrem Helfersyndrom litten. Also reaktivierte ich meine Facebook-Seite und versuchte es mit einem Posting ganz besonderer Art. Ich wollte ein bißchen witzig sein, damit keiner merkte, daß ich auf dem letzten Loch pfiff.

»Bin bereit, alles zu tun«, schrieb ich, »wenn sich ein spendabler Mäzen findet, der PUNKFOTO und meine Arbeit dauerfinanziert. Ich wiederhole: ALLES!«

Das klang ironisch, aber ich meinte es ernst. Ich wollte weg vom Amt und Berufspunker werden, wie so viele andere. Um Altvordere wie Nachwuchs mit Rebellionsphrasen zu bescheißen und gleichzeitig meine Ruhe zu haben. Hauptsache, die Kasse klingelte.

Dennoch wäre ich gut beraten gewesen, mir zunächst einen runterzuholen, bevor ich diesen Mist in die Welt setzte. Oder mich an die Reaktionen auf mein Sex-Posting vor einigen Jahren zu erinnern. Ok, ich hatte auf diese Weise Alex kennengelernt, mich aber ansonsten zum Gespött gemacht.

Tja. Hinterher ist man immer schlauer.

Bis auf ein paar Kommentare tat sich zunächst nichts. Tenor: »Ficken für Punkfoto. Hoho!« Klar, so konnte man das auch sehen.

Ich vergaß das Posting und schrieb andere, die genauso wenig bewirkten. Ich erklärte und bettelte, plapperte und offenbarte Intimes, tippte mir die Finger wund, aber nichts half. Erst als ich drohte, das wunderschöne Punk-Archiv aus dem Internet zu nehmen und zu versenken, rührten sich einige Leute. Anscheinend wollten sie nicht auf die Unmengen Bilder verzichten, die ich ins Netz gestellt hatte. Die Sehnsucht nach den alten Zeiten trieb auch sie um.

So läpperten sich ein paar Euro zusammen, aber immer nur so lange, wie ich öffentlich auf den Knien herumrutschte, mit der Sammelbüchse durchs Internet lief und apokalyptische Untergangsszenarien an die Wand malte. Ich haßte mich fürs Kriechen.

Irgendwann versiegte der Spendenstrom, die Leute glaubten, ihre Pflicht und Schuldigkeit getan zu haben und waren außerdem nun mit dem Kaufen der Weihnachtsgeschenke beschäftigt. Keiner schenkte meinen Drohungen und düsteren Zukunftsprognosen noch Glauben. Jeder sah, daß Geld im Klingelbeutel lag, also war PUNKFOTO gerettet.

Ich war mit meinem Latein am Ende. Und fand weder bei den Sex Pistols noch bei Perry-Rhodan Antworten. Ein aktuelles Heft hieß »Das Lügengespinst«. Mußte ich besser lügen?

 

Als mich Jana anrief, dachte ich, sie sei ein nettes Mädchen.

»Unglaublich, was du mit deinem Punk-Fotoarchiv anstellst!«, sagte sie mit einer Stimme, die vibrierend und humorvoll klang. »Das macht dir keiner nach. Du hast es echt drauf.«

»Ach, komm …«, winkte ich ab. In Wahrheit fühlte ich mich wie der King. Endlich mal jemand, der meine Arbeit zu würdigen wußte! Der Tag war gerettet, jetzt fehlte nur noch eine Currywurst.

Sie wollte mich kennenlernen, mich besuchen, das Archiv anschauen, und sie hätte ein Angebot, das ich nicht ablehnen könnte. Das behauptete sie jedenfalls.

»Okay«, willigte ich ein. »Komm vorbei!«

Dabei kannte ich die Schnecke nicht mal; sie hatte meine Handynummer irgendwo abgegriffen und kurzentschlossen angerufen, um ein Schwätzchen mit der Figur zu halten, die sie bislang nur aus Geschichten kannte. Aber wenn mich unbekannte Frauen besuchen wollen, sage ich nicht Nein. Man weiß ja nie.

 

Ich hörte eine Weile nichts von ihr, bis es eines Tages an der Tür klingelte. Ich erwartete niemanden. Es war der Abend des 24. November, in einem Monat würde sich die programmierte Masse unter Weihnachtsbäumen versammeln, und bereits jetzt stürmte sie Fußgängerzonen und Geschäfte. Währenddessen programmierte ich für PUNKFOTO oder hackte auf meiner Schreibmaschine herum. Wartete darauf, daß der Spuk ein Ende fand. Durchhalten!

Ich öffnete und erblickte eine recht hübsche Frau, vielleicht Ende dreißig. Feuerrot gefärbte lange Haare, Ledermantel, Rucksack.

»Ich bin Jana«, stellte sich die Unbekannte vor. »Du bist Karl, richtig?«

Ihre Telefonstimme hatte einiges versprochen, in echt versetzte sie mir einen Schlag. Kein Quietscheentchen, keine Schlaftablette, sondern sonorer, lässiger Jazz erfüllte den Hausflur. »Darf ich reinkommen?«, fragte sie, während ich verdattert aus der Wäsche glotzte.

Durfte sie. Ich mag das. Unangekündigte Besuche und so. Wie vor 30, 40 Jahren. Und wenn eine Frau im besten Alter vor der Tür steht und mich zu hypnotisieren beginnt, dann werde ich neugierig.

Hätte ich gewußt, was für ein Arschloch mir den Tag versaut, hätte ich dieses Teufelsweib niemals in meine Hütte gelassen.

 

Jana schritt schnurstracks in mein Wohnzimmer und setzte sich aufs Sofa. Sie schaute sich neugierig um, sagte aber zunächst nichts. Ich zog den Ohrensessel zum Sofa und setze mich ebenfalls.

»Hm. Erzähl mal was!«, begann ich den Versuch eines Gesprächs.

»Ich habe 1998 die APPD gewählt.«

»Ah … ja.«

»Damals fand ich dich echt scharf, so als Kanzlerkandidat mit Schleimfrisur.«

»Und jetzt?«

»Ich folge dir bei Facebook.«

»Was machst du sonst so?«

»Zuerst ’ne Punk-Band, dann Studium der Betriebswirtschaft. Und weil Papi gesundheitlich ziemlich am Ende ist, soll ich demnächst seine Firma übernehmen. Da werden Billiggetränke für Aldi und andere Discounter produziert. Nach dem ›Me-Too‹-Prinzip – also keine Markenprodukte, sondern einfach an Trends dranhängen … die Großen machen’s vor und bezahlen die Markteinführung, und unser Zeugs schmeckt dann ähnlich, sieht auch ähnlich aus, kostet aber deutlich weniger. Ist eine idiotensichere Methode, man muß nur den Markt beobachten und schnell reagieren. Meinen Vater hat’s reich gemacht, der schwimmt in der Kohle. «

»Und jetzt willst du einige Paletten Saft und Limo für PUNKFOTO springen lassen, oder was?«

Jana beugte sich vor, mit einem verschwörerischen Blick. »Quatsch. Du sollst mich ficken.«

»Moment.«

Ich verließ das Wohnzimmer und ging in die Küche. Das mußte ich erst mal verdauen – ich sollte sie ficken! Wollte ich sie denn ficken? Und warum wollte sie, daß ich das tat? Die Nummer roch nach Ärger.

Mit einer Wasserflasche und zwei Gläsern kehrte ich ins Wohnzimmer zurück. »Soll ich?«, fragte ich und hielt ihr die Flasche vor die Nase.

»Eingießen? Klar doch. Und was das Ficken angeht – das sollst du hundertpro, auf jeden! Ich verarsch dich nicht.«

Ich füllte die Gläser und nahm einen ersten Schluck. Sie tat’s mir nach und blickte dabei tief in meine Augen.

»Du bist reich, jung, siehst klasse aus«, sagte ich. »Was willst du mit einem alten Sack wie mir?«

»Mein lockeres Leben ist vorbei, wenn ich den Laden übernehme. Der hat nämlich mächtig Staub angesetzt, ich werde von früh bis spät arbeiten müssen, um die Firma zukunftssicher zu machen.«

»Mußt du? Mein Mitleid hält sich in Grenzen.«

»Meine Freundinnen wissen, daß ich früher für dich geschwärmt habe. Sie sagen, ich soll mit dir meine wilden Zeiten abschließen. Als so ’ne Art Junggesellenabschied. Und ich habe versprochen, alles zu tun, was sie sich einfallen lassen, auch wenn’s noch so irre ist. Und die Mädels wollen eben, daß du mich fickst.«

Sie kicherte. »Na ja, du wärst schon ’ne hübsche Kerbe in meiner Bio, oder? Und du sollst es auch nicht umsonst tun. Wenn ich demnächst Zugang zum Geldspeicher meines Alten habe, finanziere ich drei Jahre deinen Lebensunterhalt mit 3000 Euro monatlich. Wir müssen nur beide hinterher Folgendes unterschreiben …«

Jana zog ein A4-Blatt aus dem Rucksack, eingetütet in eine Klarsichthülle. ZERTIFICKAT – KARL NAGEL HAT MICH GEFICKT stand in großen Buchstaben drauf, darunter zwei Linien für die Unterschriften.

»Einer muß den Job ja machen und PUNKFOTO retten«, fuhr sie fort. »Ich verstehe eh nicht, warum du wie ein Bettler durchs Internet ziehen mußt, um Geld für so ein geiles Projekt anzuschaffen. Was ist mit den Punk-Großverdienern, den Hosen, Ärzten und so? Kommt da nix?«

»Warum sollten sie auch nur einen Cent rausrücken?«, hielt ich dagegen. »Was hätten sie davon? Mehr Platten können sie dadurch nicht verkaufen. Außerdem würde dann auch der Letzte merken, daß sie selbst längst museumsreif sind, so als Sponsoren eines Online-Museums.«

»Egal.« Jana leerte ihr Glas. »Machst du’s?«

Ich dachte nach. Drei Jahre drei Riesen im Monat! Davon ließ sich einiges finanzieren. Der Server, meine Arbeit, Unterhalt für Lena, der ganze Scheiß. Ich hätte das Jobcenter vom Hals und Zeit fürs Bücherschreiben. Quatsch, das hatte sich ja erledigt - Adler und HACKFLEISCH standen nun auf der Agenda!

Im ganzen Leben dreht sich alles um Sex, erkannte ich. Ficken oder gefickt werden, kein Entkommen. Das ist beim Job so, beim Amt, in der »Liebe«. Und erst recht im Punk.

»Ok«, sagte ich. »Ich fick dich. Jetzt gleich oder später?«

»Am besten sofort. Aber du solltest vorher duschen.«

Geduscht hatte ich zwar schon morgens, aber ich tat wie mir befohlen. Wer zahlt, bestimmt die Musik. Und wer sich für die Kohle bückt, stellt besser keine dummen Fragen. Etwa die, warum ich duschen mußte und sie nicht.

Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, war Jana bereits aufs Hochbett geklettert.

»Bin echt gespannt, was du fürn Service ablieferst – ich will Spaß, sonst gilt der Deal nicht!«

»Ich gebe mein Bestes«, erwiderte ich und wußte nicht, ob das reichen würde. Jana machte ganz schön Druck, das konnte kontraproduktive Effekte haben.

»Wie hättest du’s denn am liebsten?«, fragte ich sie.

»Zieh mich aus, küß jedes bißchen Haut, dann leck mich! Und dann besorg’s mir mit Deinem Schwanz.«

Also die 08-15-Nummer, nichts Exorbitantes, das konnte ich. Ich zog sie aus, küßte jeden Quadratzentimer, heuchelte Geilheit. In mir brannte nichts, lediglich die Scheinchen hielten mich auf Trab. 36 mal 3 Mille, das machte hundertundachttausend Euro. Nicht schlecht für ’nen Fick.

Jana schien zu gefallen, was ich tat. Sie lag da mit geschlossenen Augen und lächelte debil. »Und jetzt die Muschi!«, befahl sie.

Gut. Ich schlabberte mich die Schamlippen entlang und kitzelte mit der Zungenspitze ihren Kitzler. Das ging eine ganze Weile so, ich machte einen anständigen Job.

»Ich hoffe, du hast nichts mit Nazis zu schaffen«, sagte sie plötzlich und richtete sich auf. »Man munkelt da einiges. Sag, daß das nicht stimmt! Sonst ist hier Schluß. Ich unterstütze keine Arschlöcher.«

Die schöne Kohle. Ich sah sie schon davonschwimmen. Wußte Jana von der Geschichte mit Jürgen, irgendwie, irgendwas? Oder kannte sie nur nebulöse Gerüchte? Ich versuchte zu retten, was zu retten war.

»Alles Schwachsinn und erfunden von Leuten, die mir was ans Zeug flicken wollen. Ich hasse Nazis, habe oft genug von denen aufs Maul bekommen. Pegida, AfD, Nazis – alle RAUS!«

»Gut. Dann steck ihn endlich REIN. Hast meine Möse lang genug vollgesabbert.«

Ich zog meine Unterhose aus und betrachte das schlaffe Stück Elend, das sich mir darbot. Mein Schwanz war nicht sehr motiviert, da half kein demonstratives Schütteln. Als Callboy taugte ich nichts, ich war kein Profi. Geld allein machte mich nicht heiß.

»Magst du mir nicht einen blasen?«, fragte ich. »Oder wenigstens Hand anlegen? Damit er hart wird?«

»Was soll das?« Jana war empört. »Machen dich meine Titten nicht geil? Ist dir meine Muschi nicht lecker genug?«

Sie schlug mit dem Kissen nach mir, mehrere Male. Ich machte mich lang und schloß die Augen. Stellte mir Alex vor, ihre tiefschwarze Haut, ihren Geruch und Geschmack. Und tatsächlich regte sich was. Ich begann zu reiben, mein Schwanz wurde hart.

»Also denn«, rief ich. »Rein damit! Bevor die Luft wieder rausgeht.«

»Nicht ohne das hier …«, entgegnete Jana und überreichte mir grinsend ein Präservativ. Ich zog’s über, Scheiße. Meine letzte Hoffnung auf ein Fitzelchen Spaß löste sich in Wohlgefallen auf. Mein Schwanz war ja beschnitten und abgestumpfter als ein unbeschädigter; mit Präser würde ich überhaupt nichts merken. Sexarbeit pur, keine Chance auf ein Happy End mit Jodeln.

Also arbeitete ich. Fickte. Sie. Sie. Sie.

»Reicht das jetzt?«, wagte ich nach einer Viertelstunde harter Arbeit zu fragen.

»Nein. Tu was für dein Geld! Beweg deinen Arsch! Erst wenn du echt nicht mehr kannst … dann spritz ab!«, kam es zurück.

Befehl ist Befehl, ich bewegte weiter meinen Arsch. Alle fünf Minuten wechselten wir die Stellung. Es war verdammt anstrengend. Ich mußte ackern, sie bewegte sich keinen Millimeter. Über zwei Stunden ging das.

»So viel Geld ist das gar nicht!«, seufzte ich irgendwann und fickte weiter, sie auf allen Vieren, ich von hinten. »Als Selbständiger muß ich den Arbeitgeberanteil bei den Sozialabgaben selbst abdrücken, ich habe keine Arbeitslosenversicherung, keinen bezahlten Urlaub oder Kranktage, dazu kosten mich Steuerberater, Hard- und Software Unsummen, und das Finanzamt ...«

»Halt die Fresse und FICK MICH!«

»Und dann muß ich auch noch Unterhalt für meine Tochter bezahlen. Von den drei Mille bleibt mir ein Tausender für Wohnung und Fressen. Und Hamburg ist teuer. Also spiel dich hier nicht als mein Retter auf!«

»DEIN SCHWANZ WIRD SCHLAFF, DU IDIOT!«

Das stimmte. In just diesem Moment rutschte ich aus ihr raus.

»Das muß reichen«, sagte ich. »Ich kann nicht mehr.«

Wir zogen uns an und stiegen vom Bett. Jana griff ihren Rucksack und zog das Zertifickat heraus.

»Unterschreiben.«

»Obwohl ich keinen Abgang hatte?«

»Unterschreib, bevor ich’s mir anders überlege!«

Ich unterschrieb, dann Jana. Sie steckte den Wisch zurück in den Rucksack.

»Wo ist meine Kopie?«, hakte ich nach.

»Kriegst du per E-Mail.«

»Und die Kohle?«

»Blas dich mal nicht so auf, du halbe Portion! Was du da abgeliefert hast, das war nichts. Kein Abgang, kein Geld. Ich hatte keinen Spaß, du hattest keinen Spaß. Aber ich denke noch mal drüber nach. Du hörst von mir. Ich werde dich nicht hängenlassen.«

Dann ging sie.

Ich schwieg. Ich wollte es nicht endgültig verderben

Womit sich die Sache erledigt hatte. Jana ging auf Tauchstation, keine Nachricht, kein Geld. Die ganze Arbeit für nichts und wieder nichts.

Wieso bloß hatte ich keinen Vertrag mit ihr abgeschlossen? Weshalb war ich so blöde gewesen, sie nicht nach ihrem Ausweis zu fragen? Warum hatte ich nicht mal ihre Telefonnummer notiert?

Nein, nicht ich hatte Jana gefickt, sondern sie mich.

Ich fragte mich, ob vielleicht Berger sie geschickt hatte, um sich an meinem Elend zu weiden. Dann hatte ihm Jana längst alles haarklein erzählt, während er sich vor Lachen ausschüttete. Jana hatte bestimmt auch gelacht.

Aber immerhin eines hatte ich gelernt: Von nun an war Schluß mit der Bettelei für PUNKFOTO, für irgendwas! Ich würde nie wieder irgendwem in den Arsch kriechen, oder in die Möse. Für keine gute Sache, für Dreck schon gar nicht.

Lieber glotzte ich Löcher in die Luft oder onanierte auf Katzenvideos. Irgendwie würde es weitergehen, bestimmt. Eines Tages würde das Scheißeschippen ein Ende haben, denn nichts dauert ewig.

Draußen ging die Sonne unter.

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