Nr. 43

Kriegskunst

Ein Bild schaffen,

das sich für alle Zeit

beim Betrachter einbrennt,

davon träumen viele.

Aber wie fabriziert man sowas?

 

Nun, man muß es eben geschickt angehen,

phantasievoll und mit Liebe zum Detail.

Magische Farben

mit aufwühlenden Gefühlen mischen,

dazu autobiographische Ehrlichkeit,

radikal und provokativ präsentiert

bei einer exklusiven Vernissage.

Dann reicht's auch zur Unsterblichkeit.

Alles eine Frage der Vorbereitung.

 

Du hast lange überlegt.

Wie willst du Rita dein Meisterwerk servieren?

Mit einer packenden Rede?

Oder lieber stumm und bar jeder Regung?

Zum Frühstück oder zur Tagesschau?

Es soll schließlich für alle

ein unvergeßlicher Tag sein.

 

Schade, keine Chance,

hinterher ihr Gesicht zu sehen.

Die Verblüffung, ihr Entsetzen

über die Hakenkreuzfahne.

Ratlosigkeit.

Vielleicht Tränen wegen der Tiere.

 

Du zündetest eine Zigarette an,

beobachtest den Rauch,

der in einer hübsch verdrehten Fahne

zur Küchendecke emporsteigt,

wo Kater Mausi an einem Galgenstrick baumelt.

Dein Blick geht zur Schachtel: »Rauchen

senkt ihre Lebenserwartung«,

steht da in fetten Lettern.

Die langweiligste Art,

aus dem Leben zu scheiden.

Jahrelanger Lungenkrebs, Chemo, Schmerzen, die Familie am Totenbett, abkacken.

 

Nein, so billig soll sie nicht davonkommen.

 

Mit einem Klick

aktivierst du das iPad.

Auf dem Screen erscheinen Titten, Schwänze, Votzen.

SPRITZ IHR INS GESICHT!

FICK SIE IN DEN ARSCH!

 

Du arbeitetest dich eine Weile

durchs Fleisch,

bis eine gewaltige Spermaladung

auf dem Gesicht landet,

das dich gläsern aus dem iPad anglotzt.

Ciao, klick, aus, wieder dunkel.

 

Mit heruntergelassener Hose

sitzt du tiefenentspannt da,

grinst und grüßt die Goldfische und Guppies,

die im Aquarium

neugierig ein Hamsterpärchen umkreisen.

 

Dann öffnest du das Päckchen

mit den Rasierklingen,

die dir Rita gestern aus der Drogerie mitgebracht hat.

Ritzt hier und da und dort,

wo es eben geht und sinnvoll ist,

hauptsache tief und ab.

 

Sieht aus wie eine Currywurst

mit einem Schuß Mayo

und tut übel weh,

normal,

aber der Anblick entschädigt für vieles.

Dein Herz schlägt rote Wellen

auf weißer Haut,

ein Bild für die Götter.

 

Ja, wie gerne

würdest du ihr Gesicht sehen,

wenn sie und die Kinder

um Sieben nach Hause kommen.

Wenn sie versteht, daß du

wie ein Mann

gestorben bist,

gefallen im Kampf.

Durch die letzte Waffe,

die dir blieb.

Die Kunst.

 

Aus der Scheidung wird nichts,

aus dem Exodus,

aus dem neuen Leben ohne ihn.

Du wirst sie und die Kinder für immer begleiten.

So ist der Krieg.

Wer will schon morden und vergewaltigen,

solange man es sich

vor dem Fernseher bequem machen kann

und ab und zu ein Sonntagsbraten winkt!

Oder eine nasse Muschi.

 

Aber niemand kann sich das aussuchen.

Und Rita nicht das Bild,

das du ihr hinterläßt.

 

Pommes Rot-Weiß.

Genau, das wäre ein schöner Titel.

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