Perry, Perry, warum hast Du mich verlassen?

Während letzte Woche in der Ukraine unzählige Menschen im Dreck verreckt und zerfetzt wurden, habe ich bei Ebay 87 PERRY-RHODAN-Hefte geschossen.

Gestern endlich durch strömenden Regen mit dem Fahrrad zur Front - in diesem Fall zur Hauptpost - weil’s DHL am Montag wieder nicht gepeilt hat, bei mir zu klingeln. Normal. Zustellern, die mit Würmchenschrift aufgewachsen sind, entgeht schon mal ein Aufkleber am Briefkasten.

Bei der Post das Paket mit dem Skalpell aufgeschlitzt, die heiße Ware in den wasserdichten Rucksack, dann im Affentempo zurück in den Bunker. »Ich will, ich will, daß sie mir gefallen!«, dachte ich während der Fahrt, in einer Dauerschleife. Ein ganz persönliches Mantra, zum Schluß laut gesungen. Da wird sich mancher gewundert haben über den Lärm im Treppenhaus.

Drinnen raus aus den klatschnassen Klamotten. Die 19 Grad in meiner Bude kommen mir plötzlich angenehm warm vor. Noch mehr aber sollen mich die Hefte selbst wärmen, verdammt!

Perry Rhodan: mein treuer Begleiter seit den frühen Siebzigern. Science Fiction mit Hang zu Raumschlachten, Mutanten, Superintelligenzen und einer wuchernden futuristischen Philosophie. Das Perryversum eben. Die größte SF-Serie der Welt kommt wie gehabt als Heft daher, im schundigen Look, so wie Western-, Horror- und Liebesromane. Auf den ersten Blick der Jerry Cotton fürs Weltall, oder?

Aber so einfach ist das nicht. Das Zeugs ist kein dahingeschmierter Schrott, es steckt Liebe zum Detail dahinter. Eine Welt, in der ich mich auskenne und die mir ans Herz gewachsen ist. Die Milchstraße meine Heimat, bevölkert von Akonen, Arkoniden, Springern, Blues, Topsidern, Halutern und unzähligen anderen Intelligenzwesen. Die konnte ich schon mit zwölf so sicher voneinander unterscheiden wie später Punks, Skins, Waver, Rocker, Hippies und Mods. Gerne wäre ich Perry-Rhodan-Autor geworden - oder Zeichner der PERRY-Comics! Für beides hat's nie gereicht.

Trotz aller Liebe bin ich Perry seit der Jahrtausendwende mehr und mehr untreu geworden, ich kaufe und lese die Hefte seit ein paar Jahren nicht mehr. Es kam halt keine Begeisterung mehr auf, und als die Vorfreude einem gewissen Pflichtgefühl wich und sich die Hefte ungelesen stapelten, konnte ich mir den Gang zum Kiosk auch sparen.

Habe ich mich so sehr verändert - oder die Serie? Oder beides? Spukt in meinem Verlustgefühl lediglich der Peter Altenburg (mein Name jenseits des Pseudonyms) der 70er herum, der seinen Freund und Beschützer PERRY zurückhaben will - oder der Karl Nagel von 2022, total abgefuckt durch eine häßliche Kombi aus Lebenserfahrung und gelesenen Schreibratgebern? Der die Hefte und ihre Machart leicht dechiffrieren kann - Fachkenntnis ist ein probates Mittel zur Vernichtung von Zauber, Mystik und Gefühlen, davon wissen auch Musiker ihr Leid zu klagen!

Sollte ich nicht lieber einen Haken machen und Perry endgültig in die Wüste schicken? Das fiele schwer, es ginge ja ans Eingemachte, fühlt sich an wie Verrat an einem Familienmitglied. Dabei ist es doch bloß eine verdammte Trivialserie, so what? Nix »so what« – schließlich sind da auch noch die Macher der Serie, die Woche für Woche ihr Perry-Rhodan-Heft in die Welt ballern und mit denen mich viel verbindet.

Dieses Dilemma gilt es zu knacken - aber wie? Ist die Nuß vielleicht zu hart für mein weiches Seniorenhirn?

Darauf erst mal einen Liegestütz. Oder besser: ein Dutzend Liegestützversuche! Daran scheitere ich nämlich ebenfalls. Bringt aber das Blut in Wallung und klärt die Birne.

Mein Masterplan: Das frisch erworbene Schnäppchen soll es richten. Es umfasst die Hefte von Band 3100 bis 3186, also kurz vorm aktuellen Band. Was danach erscheint, wird nun wieder regelmäßig gekauft. Und gelesen - im Modus »Selbstbeobachtung«. Unterstützt von lärmender Musik, für die ich gerade Songtexte schreiben will.

Ich bin gespannt. Und werde darüber hier berichten. Bis die Bombe fällt. Ein bloßer Stromausfall wird mich nicht lahmlegen, für diesen Fall habe ich vorgesorgt.

Los geht's: Panzerfahren, Panzerfahren, weil ich das will!

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