Nr. 14

Schweißtreibende Regularien

Ein Punk

haßt die Regeln derjenigen,

die sich selbst als normal bezeichnen,

will keine aufstellen,

legt sich mit allen gleichermaßen an.

Mit Deutschen, Ausländern, Männern, Frauen, Linken, Rechten.

Aber am liebsten mit

SICHERHEIT und ORDNUNG.

 

Punk

hält die Menschheit

und auch Punk

für eine unrettbar verlorene Katastrophe,

bewirft am liebsten sich selbst mit Dreck,

verwendet ordinäre und provokante Worte,

wie unter Zwang

und doch aus eigenem Entschluß.

Kommt mit niemandem klar

und andere nicht mit ihm.

Weil er keine Ruhe geben will

und nicht funktioniert.

 

Punk

tut, was verboten ist,

schlägt alle Warnungen

vor Ärger in den Wind.

Spielt mit Ratten und Vogelspinnen, kokettiert mit Krieg, Hakenkreuzen, Pol Pot und der RAF.

Kann verdreckt oder geleckt daherkommen,

dumm oder klug,

sturztrunken oder stocknüchtern,

mit Lederjacke, Bademantel oder im Anzug herumlaufen.

Entspricht nie

den Erwartungen anderer,

zieht sein Ding durch,

selbst wenn er daran

kaputtgeht.

 

Es ist der

Zweifel,

den Punk liebt.

Sex ist deshalb für ihn

5 Minuten Liegestütz -

Gefühle

überläßt er denen,

die sich ausgeklügelte Rollenbilder

für Männer und Frauen

und Homos und Heteros

ausgetüftelt haben.

 

Punk

kennt keine Unterschiede,

jeder fickt, wen und wie er Bock hat.

Jedes Er ist ein Sie,

und jedes Sie ist ein Er.

Und eigentlich sind sie alle sowieso Es.

Punk hat’s gerne einfach.

 

So war das in der guten alten Punk-Zeit,

als die Welt noch in Unordnung war.

Aber heutzutage tickt Punk ganz anders.

Und zwar so:

 

Ein/e Punker:in

ist ein/e/r, der/die/das

auf der richtigen Seite steht:

gegen Deutschland,

gegen Amerika,

den Westen,

die Kirche,

Politiker:innen,

Patriarchat,

Bullen,

Arbeit,

Geld.

Und ganz besonders

gegen Nazis.

Als ein/e engagierte/r Kämpfer:in

mit Rückgrat,

hilfsbereit,

sympathisch,

engagiert

für das politisch korrekte Miteinander,

das neue Mattbunt.

Klare Standpunkte statt Grauzone.

Vorbild für alle,

immer auf der Suche nach dem Himmel auf Erden.

 

Er/Sie/Div

lebt frei

und individuell

und liebt je nach Bedarf

Freibier, Dope oder Enthaltsamkeit.

Macht sich kaputt

oder Abitur,

haust auf Bauwagenplätzen

und trägt zerfetzte Frisuren und Klamotten

in verblassten Farben.

Vergöttert Hunde

als beste Freund:innen des Menschen,

geht auf Demos,

tritt für die Grundsicherung ein und

für Frauenrechte,

Geflüchtete,

natürlich Tiere und

überhaupt alle Unterdrückten und Diskriminierten.

 

Er/Sie/Div

sagt, daß jede/r

für sich selbst denken soll,

solange das Ergebnis nicht rechts ist,

oder reich, homophob, sexistisch, rassistisch undsoweiterundsofort,

die Liste ist lang.

 

Hm.

Alles ganz schön anstrengend,

das eine wie das andere.

Und hört sich nicht nach Spaß an.

 

Ob ich jemals ein Punk war?

Scheiße, lieber nicht.

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